Warum braucht es ein neues Modell lq?
Die bisherigen Lebensqualitätskonzepte sind sowohl inhaltlich als auch methodisch unzulänglich, um die biopsychosoziale Einheit Mensch abzubilden und die menschliche Entwicklung zu fördern.
Die Makrokonzepte der Lebensqualität aus den 1970er-Jahren waren richtig, indem sie Lebensqualität zu einem gesellschaftlich erwünschten Ziel erhoben. Die Art und Weise, wie man das durchführen wollte, war aber falsch. Lebensqualität lässt sich nicht «top down» verordnen, sie ist ein von unten nach oben gerichteter, selbstorganisierter Bottom-up-Prozess.
Die heutigen Mikrokonzepte der Lebensqualität, die vor allem in der Medizin beheimatet sind, bieten wervolle Orientierung bei kranken Menschen. Das ist aber auch gleichzeitig ihr Nachteil, denn sie sind vor allem pathogenetisch orientiert. Dadurch wird die bedeutende Tatsache ignoriert, dass der Mensch ein Entwicklungswesen ist.
Ein weiterer Nachteil ist ihre Ausrichtung an einem normierten Durchschnittssubjekt. Nicht das wirkliche Individuum steht im Mittelpunkt, sondern ein Etwas, das man aus einer Vielzahl von Daten abgeleitet hat. Dadurch stehen nicht Interaktionen, sondern Interventionen im Mittelpunkt dieser Betrachtung. Auf diese Weise wird das Individuum letztlich zum Objekt.
Eng damit verknüpft ist die Forschungsmethodik, die auf 3.-Person-Beschreibungen beruht. Lebensqualität kann aber letztlich nur vom Individuum selbst erfahren werden. Um hier wirklich zuverlässige Aussagen über Lebensqualität zu erhalten, braucht es ergänzende 1.-Person-Beschreibungen.
Weiters verbleiben die Mikrokonzepte in engen gesellschaftlichen Kontexten. Für die Krisen der jetzigen Zeit, die auf einem beschädigten Menschen- und Weltbild beruhen, braucht es ein Modell, dass auch auf gesellschaftlicher Ebene Orientierungshilfe bietet.
Ein Mangel aller bisherigen Lebensqualitätskonzepte ist, dass sie nicht an grundlegenden biopsychosozialen menschlichen Entwicklungs- und Wachstumsbedürfnissen ansetzen. Dadurch kann der schädliche Körper-Geist-Dualismus überwunden werden und der Mensch wird integral, das heißt zu einer Ganzheit – in sich und mit der Welt – dazugehörend. Deshalb der Name integrales Lebensqualitätsmodell.
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